Der Weihnachtsmarkt hat begonnen. Ab jetzt gehe ich jeden Tag nach der Arbeit vorbei an den Buden und Hütten, vorbei an Menschentrauben, vorbei an Glühweinständen, bis ich endlich die U-Bahn erreiche. Zu Hause liegt Post, in der Brot für die Welt und all die anderen Organisationen, die auf Spenden angewiesen sind, um ihre wichtige Arbeit zu tun, um eben das bitten: Spenden. Zu den altbekannten Bettlern in der Stadt gesellen sich neue, die Adventszeit, immer noch nominell eine Zeit der Einkehr und Erinnerung an die Ankunft Jesu Christi, wird genutzt, weil man sich Barmherzigkeit erhofft. Weihnachtszeit ist Spendenzeit meldet der Deutsche Spendenmonitor jedes Jahr aufs Neue. Ich leide nahezu physisch unter diesen Vorweihnachtsphänomenen, dieser Verlogenheit, diesem immer wieder neu angefachtem Konsumrausch. Fühlen die Menschen eine Pflicht einander Geschenke zu machen, weil sie sonst keine Möglichkeiten haben, sich zu zeigen, wie gern sie sich haben? Weil es einfacher ist, als wirklich Zeit miteinander zu verbringen? Oder weil es ihnen ein wirkliches Bedürfnis ist? Es dürfte all diese unterschiedlichen Beweggründe geben.
Der Schnee, der gestern kurz alles verzaubert hat, ist längst geschmolzen. Draußen fegt jemand Laub. Die Nachrichten bleiben bedrohlich. Alles wird immer undurchsichtiger. Oder ich werde einfach nur alt. Vieles verstehe ich nicht mehr. Und vielleicht, denke ich gerade, sind die wenigen Blogs, die ich immer noch verfolge, so etwas wie eine Möglichkeit wenigstens ein bisschen Orientierung in dieser immer unübersichtlicher werdenden Welt zu behalten.
Den physischen Schmerz fühlst du also auch, es wundert mich nicht. Genau das ist es, was mich zur Wein8smuffelin werden ließ. Es schnürt mir buchstäblich die Kehle zu und macht mich unglaublich traurig.
Verbundenheit fühle ich jahreszeitunabhängig. Du auch, das weiß ich.
Das hast du wirklich schön gesagt. Ja, es ist wirklich regelrecht traurig.
Ich versteh das, aber: Weihnachten ist für mich nicht zuerst Christenheit und Nächstenliebe und Kommerz und das alles, sondern Licht und Geschnitztes und bergmännisch-erzgebirgisches Brauchtum (inkl. der erzgebirgischen Weihnachtslieder). Das, so gestehe ich, könnte ich auch das ganze Jahr über vertragen. Es ist … Nun, ich bin WInter- und Erzgebirgische-Weihnacht-Mensch.
Wie du schreibst, es wird von allem ein bisschen sein. Aber auch mir gefallen viele Dinge an der Advent- und Weihnachtszeit nicht mehr, hier wird etwas künstlich hochgehalten, was mit der jetzigen Welt wenig bis nichts mehr zu tun hat, ich denke hierbei z.B. an die vielen nostalgischen Weihnachtskarten und -dosen.
Ja, es ist traurig, so, wie es Soso geschrieben hat.
Herzlichst, Ulli