Die Debatte über Clemens Meyers Reaktion auf die Verleihung des Buchpreis geht weiter. Ich lese lieber das Buch. Und dazu muss ich nicht einmal Werk und Autor trennen. Denn natürlich gehören Neid und Missgunst, Enttäuschung und Wut zum Autorinnenleben dazu. Und mindestens ebenso schäbig wie Meyer, der sich als schlechter Verlierer darstellt, sind all jene, die behaupten, das sei typisch männlich und überhaupt seien sie meilenweit entfernt von einem derartigen Fehlverhalten. Ihre Mitfreude für andere sei immer rein und ungetrübt.
Nach allem, was ich im Vorfeld gehört und gelesen hatte über dieses Buch, habe ich mir die Lektüre schwierig vorgestellt, ich dachte, es werde schwer den Figuren zu folgen, sich zurechtzufinden in einem „Chaos der Stimmen“. Aber so ist es nicht. Es sind vielmehr Szenen, die ich lese, Bilder, die vor dem inneren Auge ablaufen, berührende Geschichten, wie die vom Cowboy und Negosava, mitsamt ihren schlimmen Kriegstraumata.
Das ist nicht leicht nachzuerzählen, dazu ist es zu komplex, immer wieder vermischen sich die Zeiten, springen vor und zurück, Träume kommen ins Spiel. Aber alle Figuren sind greifbar, lebendig. Der heilkundige Schäfer, den viele für schwachsinnig halten, weil er nicht sprechen kann, der in Wortwitze und das Kino verliebte Vater des Cowboys, Jaro, der vorzeitig gealterte Mann Negosavas, der die Greultaten des Krieges in seinem Gedächtnis dokumentiert.
Kornelia schickt mir Karten von Daria Habich. „What you water, will grow“ steht auf ihren Karten, in die Blumensamen eingearbeitet sind. Auf der Rückseite ist ein Feld in das man seine Hoffnungen und Wünsche schreiben kann. Habich schreibt dazu sinngemäß, dass jede von uns die Fähigkeit hat Gutes auszusäen. Im Laufe der Zeit wird diese Anlage des Guten uns helfen die Hindernisse und Herausforderungen auf unserem Weg zu überwinden.
Auf Mastodon finde ich eine Umfrage. Lebst du gerne, mal lieber mal weniger gern, oder gar nicht gerne? Mich finde ich in diesen Antwortmöglichkeiten nicht wieder. Denn obwohl ich manchmal so niedergeschlagen bin, dass es mir morgens nur sehr schwer gelingt aufzustehen, liebe ich das Leben.
Liebe Mützenfalterin darf ich das Rebloggen. Es wird dann in der Regel auch auf Facebook geteilt.
Ja bitte. Gerne.
Liebe Elke, ich danke Dir sehr für diesen wunderbaren Text und Du sprichst mir, wie so oft, aus der Seele mit Deinen Bemerkungen über das allzu menschliche Verhalten im Rahmen dieser Buchpreisveranstaltung! Und Du bist mit Deiner Wahrhaftigkeit die erste, die mich neugierig macht auf das Buch von Meyer.
Ich kommentiere fast nie, aber von Zeit zu Zeit muß ich Dir einfach sagen, wie ich Deine Poesie, Dein Schreiben über die innwendigen Ländereien liebe! Und immer immer immer erreichst Du mich mit Deinen Worten und immer immer immer berühren sie mich! Ganz liebe Grüße an Dich!