Das Licht leuchtet in der Finsternis, aber die Finsternis hats nicht begriffen

Alles in Frage stellen, außer sich selbst, oder sich selbst in Frage stellen, und alles andere hinnehmen. Als läge es nur an der Wahl der Worte. Als wäre man frei, es zu tun, zu wechseln, vom einen zum anderen, und wieder zurück. Als wäre das Leben eine Geschichte, die man auch ganz anders erzählen könnte.

Aber wenn das nicht stimmt, gibt es also doch eine unumstößliche Wahrheit, ein festgeschriebenes Schicksal, dem niemand entkommt. Aber selbst das könnte man auf die eine oder auf die andere Weise erzählen. Das Leben ist die Ansammlung von Chaos, von Möglichkeiten, und die Geschichten, die wir davon erzählen, sind mit jedem Satz Entscheidungen, die andere Möglichkeiten vernichten.

Das Licht scheint in der Finsternis, aber die Finsternis hats nicht begriffen. Ich liebe diesen Satz, wie ich vieles liebe, das ich nicht verstehe.

Vielleicht bin ich selbst die Finsternis, die nichts begreift, aber immer wieder beglückt wird, durch dieses unbegreifliche Licht eines vollkommenen Satzes. Ein Satz, geschrieben aus Liebe, die alles überwindet. Auch unbelehrbare Finsternis.

Als wäre das Leben eine optische Täuschung.

Als Erwiderung auf all die Niederlagen und Enttäuschungen. Die ständig neu erzählten Erinnerungen. Umgeformt und angepasst, aber nicht los zu werden. Unmöglich auch nur eine Szene zu vergessen. Bis man den richtigen Satz dafür findet, und das Licht der Worte alles in Finsternis taucht.

Das Paradoxe des Lebens, das wir immer wieder verdrängen und vergessen wollen, aber natürlich holt es uns ein. Dass wir das, was wir festhalten wollen, loslassen müssen, um es nicht unwiderruflich zu verlieren, dass wir nur über die Dinge reden und schreiben können, die wir nicht verstehen. Die Finsternis, das Licht. Die Unmöglichkeit, zu begreifen.

 

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