Sterben im Sommer- Zsuzsa Bánk

Ein Buch, das tröstet und traurig macht. Ein Buch, von dem ich manchmal denke, ich hätte es viel früher lesen sollen, vor all den Todesfällen, die mein Leben so nachhaltig durcheinander gebracht haben, aber dann weiß ich, es hätte nichts genützt. Weil jede:r ganz unterschiedlich trauert, weil es immer wieder das gleiche menschliche Urereignis ist und jedes Mal etwas einmaliges, einen Menschen zu verlieren, zumal einen Menschen, der einen groß gezogen und geprägt hat.

Zsuzsa Bánk erzählt dabei auch von all den Mängeln und eigentlich unzumutbaren Zuständen, denen sich Trauernde und sterbende Menschen ausgesetzt sehen, die überforderten Ärztinnen und Pfleger, die unwürdigen Trauerhallen, die überforderte und sich hinter Regelwerken versteckende Bürokratie, aber auf der anderen Seite eben auch von Momenten echten Mitgefühls, vom Trost sich gemeinsam zu erinnern, die Trauerfeier eben auch als Feier eines Lebens zu begreifen, das jetzt vollendet ist.

Ich fand immer schon, dass Menschen unter ihrer Trauer anders aussehen , sie werden zerbrechlich und fein. Worunter sie sich sonst verstecken, fällt mit einem Mal weg, sie gehen zurück auf ihr Wesentliches, auf ihren Kern. Die Trauer zeigt etwas von ihnen, das nie so deutlich sichtbar war, und dieses Wesentliche ihres Charakters kehrt etwas zutage, das sie schön macht. Ich hingegen bin hässlich geworden. Ich bin gealtert, mein Gesicht ist das einer alten Frau, meine Augen haben sich von etwas abgewandt, sind matt und klein geworden, haben sich zurückgezogen, als wollten sie verschwinden. Das Leben geht weiter, sagen viele zu mir, das ist der Satz, den ich oft höre, das Leben muss weitergehen, eine Art Mantra der Überlebenden, der Übriggebliebenen, der Verlassenen. Aber es stimmt nicht, nein, das Leben geht nicht weiter, nur viele Nuancen der Trauer fächern sich auf, die große Palette aus Trauerfarbe mit ihren Abstufungen von Grau nach Schwarz und zurück nach Grau breitet sich aus, und man muss alle Töne durchschreiten.“

9 thoughts on “Sterben im Sommer- Zsuzsa Bánk

  1. Hach, so ein neues Blog hat was. Und da ist sogar bereits ein erster Text. Dazu über ein Buch einer Autorin, die ich auch sehr gern lese. Das kommt auf meine Liste.
    Danke fürs die Empfehlung.

    1. Der erste Kommentar auf dem neuen Blog ist auch immer etwas ganz besonderes. Schön, dass er von dir kommt. ich freue mich, dass du meine Gedanken als Empfehlung für das Buch verstehst, ich habe sehr gerne und mit Gewinn gelesen.

  2. Den Beitrag im neuen “Zuhause” habe ich gefunden. Das Buch interessiert mich auch sehr, die Thematik sowieso und von der Autorin habe ich auch etliche Bücher sehr gemocht.
    Nur, liebe Elke, eine Klickmöglichkeit, dir zu folgen, habe ich nicht entdeckt. Nicht schlimm, via “Lesezeichen” geht es ja auch.
    Stürmischnasse Grüße vom Niederrhein
    B.

  3. Der neue Blog gefällt mir sehr. Und auf der Blogroll entdecke ich alte Bekannte, fast hätte ich ein Tränchen geweint, um alte Bekannte getrauert. Zsuzsa Bank setze ich mir auf die Leseliste!

  4. Eben diesen Blog entdeckt – nicht wissend, wie der frühere Blog heißt.
    Angesprochen von Zsuzsa Bánk, von der ich “Die hellen Tage” gelesen habe. Auch in diesem Buch hat mich ihr Erzählstil vor allem dadurch mitgenommen, als er sehr mitfühlend wirkt.
    Ich habe sie auch als gute Erzählerin schätzen gelernt.
    Bin gespannt auf weiteres Lesenswertes, das ich in der Welt unter dem Hut finden werde.
    Liebe Grüße lass ich hier, C Stern

    1. wie schön, ich freue mich sehr, dass Sie, dass du, hier hergefunden Zsuzsa Bánks Schwimmer war großartig, den habe ich sehr sehr gerne gelesen, aber auch dieses Buch ist irgendwie auch eine Erzählung. Herzlich willkommen jedenfalls. Und: wir lesen uns!

      1. Vielen Dank für den freundlichen Empfang hier!
        Nun habe ich auch den “vorigen” Blog gefunden und muss mich gar nicht wundern, warum hier neue Seiten aufgeschlagen wurden. Schön, dass es weitergeht, das meine ich auch als Bücherfreundin 🙂
        Liebe Grüße aus Österreich, C Stern

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