Péter Nádas – Schauergeschichten

Von den Gedichten und Gedanken von Yoko Tawada erfüllt, lese ich mich jetzt in Nádas Schauergeschichten fest. Einen ganzen Kosmos hat Péter Nádas entworfen für dieses Buch. Und egal wie boshaft er die Menschen darstellt, er tut es auf seine ganz besondere, irgendwie trotz allem liebevolle, Weise. Kurz bevor die Parallelgeschichten damals in deutscher Übersetzung erschienen sind, war er mit Christina Viragh die dieses monumentale Werk kongenial ins Deutsche übertragen hat, in Bielefeld und hat daraus gelesen. Ich konnte und kann es im Grunde bis heute nicht fassen, wie bescheiden und wie jedem Einzelnen zugewandt er auftrat. Und ich weiß noch, wie traurig es mich gemacht hat, als er sagte, er wolle jetzt nichts mehr schreiben. Er habe alles gesagt. Glücklicherweise hat er es sich anders überlegt. Vor zwei Jahren hat er seinen 80. Geburtstag gefeiert, obwohl er schon mit Anfang 50 über den eigenen Tod geschrieben hat. Auf eine Art und Weise, dass mich dieses schmale Büchlein immer wieder zuverlässig tröstet, wenn meine eigene Angst vor dem Tod wieder einmal zu groß wird.

Dass die Stimmen die die Schauergeschichten erzählen ein Vorbild, eine Vorlage in dem kleinen Dorf haben, in dem Nádas seit vielen Jahrzehnten lebt, ist bestimmt nicht verkehrt, gleichzeitig geht der Roman natürlich darüber hinaus. Es wird geflucht und man geht nicht zimperlich miteinander um, Hass, Neid und Ausgrenzung regieren. Nichts wird schöngeredet. Ganz im Gegenteil. Und trotzdem wachsen mir die Figuren schon nach den ersten hundert Seiten ans Herz. Dieses Buch hat übrigens Heinrich Eisterer übersetzt. 

Wer übrigens eine klug einordnende Rezension über diese Buch lesen will, dem empfehle ich Lothar Müllers Besprechung in der SZ.

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