18. November

Der Geburtstag meines Vaters. Heute wäre er 96 Jahre alt geworden. Er ist seit 53 Jahren tot.

Jeden Morgen schreibe ich als erstes das Wort, das mein Leben verändert hat: Zittern.

Ich habe geträumt, wie ein wildfremder Mensch Marc und mich aufforderte, unsere Namen unter seinen zu schreiben, aus der Liste von Namen würde eine KI Musik komponieren.

Dann beim Zahnarzt. 2 ½ Stunden. Abdruck, Abschleifen, Provisorium. Die Betäubung wieder zu stark. Auch jetzt, fast 4 Stunden später noch ein gelähmtes Gesicht.

Auf dem Weg zur Straßenbahn fällt ein alter Mann bäuchlings hin. Wir helfen ihm auf, er blutet. Auf Fragen, ob ein Krankenwagen gerufen werden soll, schüttelt er entschieden den Kopf. In der Bahn kümmern sich mehrere Menschen rührend um ihn, einer gibt ihm ein Taschentuch für die Wunde, ein anderer bietet ihm Wasser an, mehrere Menschen versuchen sich mit ihm zu verständigen, auf deutsch, russisch, englisch. Es kommt heraus, er wird später zum Arzt gehen, seine Krankenkassenkarte ist zu Hause. Und: seine Tochter ist in Berlin.

Lese Koschmieder, die ausdrücklich kein Memoir geschrieben hat, sondern einen Roman und denke: ich muss Ordnungsprinzipien finden, anhand derer sich die Geschichte, die ich erzählen möchte, entwickeln kann, sortieren, anordnen. Punkte, anhand derer sich das Chaos aus Gefühlen, Gedanken und verstreuten Notizen zu etwas Zusammenhängenden verbinden lässt.

Langsam, ganz langsam, lässt die Betäubung nach. In 6 Minuten beginnt meine Arbeitszeit.

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