Ich habe Angst zu scheitern. Ich habe Angst, dass ich meine Möglichkeiten ungenutzt gelassen habe, ich habe Angst mein Leben verwirkt zu haben. Oder ganz kurz zusammengefasst, ich habe Angst nicht gut genug zu sein.
Was fange ich nun an mit dieser Erkenntnis?
Keine Ahnung.
Zunächst einmal sammle ich die Perlen auf, die ich in Frank Witzels Essay „Von aufgegebenen Autoren“ finde.
Von Lenie Dijkstra (es gibt tatsächlich keinen einzigen Hinweis im Netz, als ich nach ihrem Tagebuchaufzeichnungen „die Unvollkommenheit des Lebens“ suche, einzig eine Radsportlerin wird mir unter diesem Namen vorgestellt. Als das Buch, aus dem Witzel zitiert, erschien, war Dijkstra bereits tot. Aber Texte sterben ja zum Glück nicht mit denjenigen, die sie schreiben und so bekomme ich die Möglichkeit mich verstanden zu fühlen. Dieses Verstanden werden fühlt sich ein wenig wie eine Umarmung an. Lenie Dijkstra schreibt:
„Ich entschuldige mich bei einem Autor, bitte ein Buch um Verzeihung, wenn ich es uninteressant und langweilig finde. Es tut mir leid, sage ich, dass ich nicht den richtigen Zugang zu dir gefunden habe. Als sei ich nur auf der Welt, Ansprüche anderer zu erfüllen. Selbst wenn ich die Ansprüche selbst in die Welt gesetzt habe.
Ich habe solche Sätze schon oft geschrieben. Und ich werde sie immer wieder schreiben. Immer wieder. Ich werde sie so lange schreiben, bis ich sie begriffen habe.“
„Die Angst bringt mich dazu, mich mit Vorstellungen zu beschäftigen, die tatsächlich wie Geister oder Götter über mich herfallen und die ich besänftigen muss, indem ich ihnen Opfer darbringe. Die Opfer sind meine Zeit, sind meine Energien, sind mein Wohlbefinden und meine freie Entfaltung. Beim Zwang ist es dasselbe: Ich beschäftige mich zwanghaft mit Dingen, arbeite Bücher durch, Zeitungen, glaube, das und das unbedingt gelesen haben zu müssen, bevor ich mich meinen eigenen Ideen zuwenden kann, und komme am besten nie an ein Ende damit.“
Danke für diese wertvollen, treffenden Zitate.