Befindlichkeiten 01

Was ich nicht mehr so gut aushalte, sind all die Erklärungen. Jede:r weiß nicht nur, welche Haltung er zu welcher Frage einnimmt, sondern auch was richtig ist und wahr. Alle scheinen in Schlagzeilen zu reden und manchmal überkommt mich die Angst, dass sie auch auf diese Weise denken. Natürlich gibt es immer noch Menschen, die gemeinsam nach Antworten suchen, nach Lösungen ringen, aber es scheint immer schwieriger zu werden sie zu finden. Alles ist so laut und es gibt kaum noch Orte, wo man sich in normaler Lautstärke auf vorsichtig tastende Weise begegnen kann. Vielleicht aber bin ich auch nur alt und müde geworden und es war schon immer so, nur dass ich damals die Energie und vor allem die Neugier hatte, hinter die Fassaden zu schauen, immer weiter zu suchen und dann doch wieder einen vorsichtig tastenden, häufig auch zweifelnden Menschen zu finden. Oder es muss so sein, weil die Zeiten sich ändern und die sozialen Medien, in denen ich mich immer unsicherer und auch weniger gerne bewege, jetzt einfach einer anderen Generation gehören. Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass ich mich ein Stück weit verloren fühle. Aber vielleicht ist all das nur der Hinweis des Lebens an mich, dass es Zeit ist loszulassen und mich einzulassen auf das, was jetzt eben ist. Nicht um mich anzupassen, aber um nach einer Möglichkeit zu suchen, wie ich mich einlassen kann auf die neuen Umstände (die so neu ja schon lange nicht mehr sind).

2 thoughts on “Befindlichkeiten 01

    1. vielen Dank für deine Gedanken dazu. Es lohnt sich ja durchaus eine Weile darüber nachzudenken, was genau die Anpassung davon unterscheidet, sich auf etwas einzulassen. Ich weiß, auf den ersten Blick erscheint das klar, die eigene Souveränität, wenn man sich einlässt, tut man es aus freiem Willen, wenn man sich anpasst, ordnet man sich eher unter. Aber ich bin gar nicht so sicher, ob diese ersten Gedanken einem genaueren Nachdenken standhalten würden.

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