Jahresrückblick – Juni 2023

Ich bekomme einfach keine Ordnung hin. Nicht in meine Gedanken. Nicht in mein Leben. Nicht in mein Schreiben.

Die Tulpen verblassen. Sie verblühen nicht, sie vertrocknen nicht, sie verlieren einfach ihre Leuchtkraft, jeden Tag werden sie ein wenig stumpfer und matter. Was hat das zu bedeuten. Was heißt das übersetzt auf mein Leben. Alles geht weiter, alles bleibt nahezu identisch und ändert dabei unmerklich die Richtung.

Die alten Krankheiten wiederholen sich, mein Körper sagt mir sehr deutlich, dass es so nicht weiter geht, aber ich finde den Ausweg nicht.

Immer noch dieses „Vorhaben“ vielleicht genau das richtige Wort, es noch vor mir haben, mich wirklich auszusetzen, den Erinnerungen, den Fotos von damals. Von sehr lange zurückliegendem Damals. Als ich noch ein leerer Krug war, der nicht zerbrach, egal wie viel Erfahrung und Überheblichkeit, Leiden und Missachtung man in ihn hinein füllte.

Versuche ich an einer Stelle Ordnung herzustellen, richte ich an einer anderen Chaos an. Das erscheint unumgänglich. Unmöglich alles in Ordnung zu bringen, ohne damit eine andere Ordnung zu zerstören.

Wie kindlich P. auf einmal wieder war, und wie ungeschützt. Ein weiteres Gespräch, das besser gelingt, weil ich aufmerksamer bin, mich einlassen kann. Er ist so ein schöner, feinfühliger, guter Mensch. Und trägt dieses Leiden so lange schon so tapfer. Natürlich will er immer noch sterben. Wie denn auch nicht?

Das erste Mal seit ich unter dem Tremor leide, geträumt, ich könnte wieder schreiben.

Noch eine Lesungsanfrage.

Abiverleihung für M., A.und I. die Hand geben, ihnen ebenfalls gratulieren. Sehen, wie all die Luftballons, schneeweiß, in die Höhe fliegen.

Noch einen Fehler im Manuskript der 100 Gespräche entdecken, über das Cover reden, im Endeffekt aber Ihsan die Entscheidung überlassen.

Wenn es gelingt nicht zu vergleichen, ist eigentlich jeder Moment in seinem Sosein gut und schön und eben lebendig. Oder noch bewertungsfreier: er ist einfach. Ist Dasein.

Wenn ich meine Hand nicht vergleiche mit der, die sie vor wenigen Monaten noch gewesen ist, wenn ich ihre Fähigkeiten von früher nicht ständig als Referenzfläche mitschwingen lasse mit dem, was jetzt eben ist, dann ist da eigentlich kein großes Problem, keine Trauer, sondern es ist wie es ist. Das bin ich, das ist meine Hand, das sind meine Fähigkeiten. Alles ist wie es ist. Und also ist es gut.

Loslassen schreibt T., ist alles, was ich jetzt tun kann.

Das Loslassen als einziges, das man der Ohnmacht entgegensetzten kann.

Und dann war D. da, und hat ihre große Wärme und Umsicht und Freundlichkeit hier gelassen, und einen Satz, der fortan in mir gearbeitet hat.

Was sonst noch wichtig war: Kim Hyesoons Rede. Die Reden von Tanja Maljartschuk.

Wie man die beiden Reden zusammendenken kann und vielleicht muss.

1 thoughts on “Jahresrückblick – Juni 2023

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert