(24)

Ich kann mich sehr gut auseinander nehmen. Aber dann weiß ich häufig nicht, wie ich mich wieder zusammen setzen soll. Aber immerhin habe ich gelernt sitzen zu bleiben, wenn das passiert. Es auszuhalten. Wenigstens eine Zeitlang. Draußen stürmt es seit Tagen. Es ist als würde der Wind wütend die Reste vom Sommer wegfegen, damit endlich der Herbst beginnen kann. Von meinem Fenster aus sehe ich die Stockrosenkeimlinge, die groß und kräftig geworden sind. Sie leuchten mir mit dem Grün ihrer Blätter Trost entgegen. Wenn das nicht reicht, lese ich ein Gedicht. Und wundersamer Weise taucht auch hier wieder die Mutter auf. Es ist so, dass ich seit ca. einem Jahr an einem Text arbeite, mit dem ich einfach nicht vorankomme. Und jetzt sind es gerade die Gedanken zu meiner Mutter, die so schöne und ermutigende Reaktionen hervorrufen und es sind gerade die Texte, in denen andere Frauen von ihren Müttern erzählen, die mich am tiefsten berühren. Vielleicht, denke ich, soll mir das sagen, dass es ein anderer Text ist, der geschrieben werden will, bevor ich mit demjenigen, der sich beharrlich verweigert, weitermachen kann.

8 Gedanken zu „(24)

  1. @muetzenfalterin Das sind wunderbare Gedanken: Vielleicht weiß dein Herz schon, was dein Kopf nicht weiß, was du schreiben sollst …

  2. Thomas Mann und andere erfolgreiche Autoren waren der Ansicht, dass die Texte am besten werden, die sich gegen das Schreiben sperren. Zum Autor wird man erst, wenn man dann beharrlich weitermacht. Allerdings als Leser und Lektor finden wir Texte von Töchtern zu Müttern ein zu abgegrastes Thema (huch, wir benutzen gerade diese Metaphorik, da unser Gärtner den Rasen mäht), vielleicht auch ein Thema, das eher in eine Therapiesitzung passt.
    The Fab Four of Cley
    🙂 🙂 🙂 🙂

    1. Ich habe lange überlegt, wie ich mit diesem Kommentar umgehe. Wer sagt, dass es mein Bestreben ist eine Autorin zu werden und noch dazu erfolgreich? Wer behauptet zu wissen, was geschrieben werden sollte und was nicht? Es stimmt, dass das Schreiben erst wirklich gut wird, wenn Widerstände überwunden werden. Das ist ein ungefähr so hintersinniger Gemeinplatz wie die Tatsache, dass Rasen gemäht werden, wenn keine Schafe da sind, die die Halme abgrasen.

      1. Die Statistik zeigt genau welches Plotdesign und welche anderen Stil- und Inhaltselemente zu deinem vielgelesenen Buch führen. Das bewies einst Erich Segal, der genau darüber lehrte. Seine Studenten forderten ihn auf, dass er nach seinen Theorien einen Roman schreiben sollte, was dann der mega-seller ‚Love Story‘ war.
        Wenn du nicht Autorin werden willst, dann okay. Aber warum mühst du dich dann mit Schreiben ab? Und woher stammt deine nur wenig subtile Aggression?
        Tschüß
        Kb

    1. Danke lieber Meinolf. Ich habe wirklich lange überlegt, wie ich mit diesem, wie Du auch schreibst, als übergriffig empfundenen, Kommentar umgehen soll. Ihn einfach in den Papierkorb zu schieben, wäre aber eine Art von Zensur, das wollte ich dann doch nicht.

      1. Ich schließe mich Meinolf an: Tolle Replik von dir!

        (So viele Widersprüche in zwei Kommentaren.

        Seine Forderung nach eigenständigen Texten, die trotz oder gar gegen Widerstände entstehen, doch zugleich manche Themen von vornherein als den Lesern und Lektoren (ungegndert natürlich) unzumutbar (vermutlich weil zu weiblich) auszuschließen. Dann noch als Maßstab für Erfolg die Lovestory erwähnen, die nicht etwa aus innerem Antrieb, sondern nach Lehrbuch entstand, als Vorbild zu nehmen. Noch mehr Widerspruch.)

        Bin ich froh, dass deine Texte beseelt sind, dazu kunstfertig und klug. Mach bitte weiter. Es ist dein Weg, du Liebe.

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