Lesetagebuch Paulina Czienskowski – dem mond geht es gut

Ich lese „dem mond geht es gut“ und ich mag einerseits dieses Ineinandergreifen der Generationen, wie die Mutter sich selbst in ihrem Kind sieht, wie die Autorin versucht die Muster aus verletzendem Verhalten zwischen den Generationen, zwischen Mutter und Großmutter, aufzulösen. Ich denke fortwährend mit, setze mich an die Stelle der Mutter, der Tochter, denke an meine Großmutter, von der ich so wenig weiß. Und dann steht da so ein Satz „Vielleicht, denke ich, schreibst du nicht, um zu erinnern, sondern, um zu vergessen, was war, so lese ich es irgendwo.“ Oder: „Das ewige Erinnern, Schnipsel, diese Fotos, und irgendwo lese ich, dass sie vor allem eins zeigen: Wie wenig der verewigte Augenblick einer war, in dem man sich aus Hingabe aufgelöst hat.“ Und dann sehe ich im Quellenverzeichnis nach und merke: all diese Sätze, die wirklich etwas in Bewegung setzen bei mir, sind also von anderen Autor:innen. So werde ich nicht zuletzt auf Kate Zambreno aufmerksam.
Aber bei dem mond geht es gut wird mir das Lesen etwa nach der Hälfte leid. Wiederholen sich die Themen so häufig? Bin ich den Tonfall leid? Oder bin ich vielleicht einfach nur neidisch, weil da eine schreibt, die ihre Mutter kennt und ihre Großmutter, die mit ihnen, die beide noch lebendig sind, agieren kann, Fragen stellen, das eigene Kind in die Ahninnenreihe einfügen? Und während ich darüber nachdenke, fällt mir ein, dass ich es schwer aushalten kann, dass wir immer wieder dieselben Fehler wiederholen, in Variationen, während wir doch alles ganz anders machen wollen. Und das ist es vielleicht, was den Lesefluss hemmt. Das ist nicht Paulina Czienskowski, nicht ihr Stil, sondern meine Wunde, die noch keine Narbe gebildet hat, die immer wieder aufzureißen scheint, sobald sie berührt wird.

1 Gedanke zu „Lesetagebuch Paulina Czienskowski – dem mond geht es gut

  1. @muetzenfalterin Schreiben um zu vergessen … ein sehr überraschender Gedanke, der mich gerade sehr anspricht und der mir durchaus möglich scheint. Erinnern und mich fragen: was, wenn alles anders war? Ich denke über Wahrnehmung war und woraus wir unsere eigenen Wahrheiten weben; ich mag die Fragen, die du stellst und die Konsequenzen, die du ziehst.

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