Die Aufmerksamkeit ist ungleich verteilt sagt P. Ich höre die Nachrichten und verstehe nur einen Bruchteil. Ständig gibt es neue Formate, neue Podcasts, neue Mitteilungen auf den sozialen Medien. Ich empfinde das längst nicht mehr als bereichernd, auch nicht länger nur als verwirrend. Ich bin schlicht überfordert davon.
„Meine Mutter bekommt ein Kind“, schreibt Slata Roschal und Sibylla Vricic Hausmann schreibt: „und meine Mütter waren schön, aber alterten schlecht“ Ich denke inzwischen mit viel Verständnis an meine Mutter. Traurig beobachte ich, wie ich ihre Fehler wiederhole. Dabei war ich so fest entschlossen es anders zu machen. Aber mein Wille lief vor eine Wand, prallte zurück und einige Jahre lang war ich blind. Jetzt erkenne ich alles. Wie dumm das ist. Wie dumm dieses ganze Leben zu sein scheint. Aber es gibt diejenigen, die es meistern und die anderen, die daran scheitern. Ich weiß nicht ob sich das Meistern wirklich besser anfühlt. Es ist vielleicht nur eine andere Art von Versagen. Ich würde gerne mit meiner Mutter über all das reden. Aber dann habe ich Angst. Und dann erinnere ich mich wie Slata Roschal schreibt: „Ich glaube dass wir uns jede Vita schuldig sind dass tote Sehnsucht nach uns /Haben nach unseren Gerüchen nach dem Geschmack von frischem Brot.“ Und wie Yannic Han Biao Federer schreibt: „Und immer wieder prüfe ich, wie es klingt, ob es stimmt, ob es schön ist, es muss schön sein, weil es wie Grabpflege ist, […]“
Und ich denke: Vielleicht ist das alles zu viel. Vielleicht ist die Aufgabe unmöglich zu bewältigen für mich. Aber warum fange ich nicht einfach an?
Darf ich? Du bist doch mitten drin. Um auf deine (letzte) Frage zu antworten. Nur gibt es darauf keine richtigen und falschen Antworten – nur weitermachen, immer weiter machen. So, wie es deine Mutter gemacht hat, und meine auch.
Mit der Weltsituation sind wir wohl alle überfordert und wenn dann noch private Probleme dazukommen, dann wird alles noch viel, viel mehr.
P.S.: ich hasse Grabpflege, denn das ist kein Liebesbeweis an die Verstorbenen, das ist ‚was sagen denn die Leute, wenn das Grab so verkommt‘!
Ich kann deine Einstellung zur Grabpflege nachvollziehen. Weiß aber auch, dass meiner Mutter genau das geholfen hat nach dem Tod meines Vaters, und ich las es bei Federer, dass es ihm und seiner Partnerin geholfen hat mit dem Tod ihres Sohnes zu leben.
schön langsam glaube ich, dass es ganz vielen so geht, dass die auseinandersetzung mit der eigenen mutter unfassbar schwer fällt. vermutlich, weil es ein unfassbar sensibles und nahes thema ist. und ja, du bist mittendrin, das lese ich auch so. sich schreibend nähern, das ist schon ganz viel, finde ich. einen lieben gruß von diana