Erschöpfung Enttäuschung – Entlastung?

Gestern schrieb ich, dass ich mir eingestehe nicht besonders belastbar zu sein und mir jetzt „einfach“ mal erlaube, nichts leisten zu müssen. Natürlich war das nicht so einfach. Die ganze Geschichte, wenigstens der Teil der Geschichte als ich diesen Entschluss gefasst habe, geht so: Ein arbeitsfreier Tag liegt vor mir. Ich quäle mich aus dem Bett, freue mich kurz an den dieses Mal anarchistisch aufplatzenden und chaotisch verteilten Blüten der Magnolie, die tatsächlich zum zweiten Mal blüht, und versuche dann meinen Tag zu strukturieren. Mein Körper ist eine einzige Baustelle, also ist es unerlässlich meine Übungen zu machen. Es geht mir seit Jahren nicht sehr gut und körperliche Beschwerden habe ich ebenfalls seit Jahren. Ich habe mir deshalb angewöhnt möglichst täglich wenigstens eine halbe Stunde lang Übungen zu machen und ich habe mir angewöhnt die Tage mit kleinen do to Listen zu strukturieren. Außerdem habe ich mir je schlechter es mir ging und je geringer der Energiehaushalt war, angewöhnt nur jeweils 5 Punkte auf diese Listen zu setzen. Gestern habe ich drei dieser Punkte geschafft. Die Sache mit der Liste ist ambivalent. Einerseits tut es mir gut, etwas Struktur zu haben, es verschafft mir auch ein gutes Gefühl einen Punkt auf der Liste abhaken zu können, andererseits bin ich enttäuscht von mir, wenn ich nur die Hälfte dessen erfüllt habe, was dort schon unter Berücksichtigung meiner geringen Leistungsfähigkeit steht. Gestern hatte ich zusätzlich die Option in eine interessant klingende Ausstellung zu gehen und abends die Lesung mit Martina Hefter in der hiesigen Stadtbibliothek zu besuchen. Und genau da ist dieser Satz entstanden. Ich habe sehr deutlich gespürt, dass ich sowohl die Ausstellung als auch die Lesung als Aufgabe auf einer Liste abgearbeitet hätte, dass ich es nicht für mich getan hätte, sondern für ein Bild von mir, dem ich momentan nicht entspreche. Ich bin ein bisschen stolz auf mich, inzwischen etwas besser in mich hineinspüren zu können, so dass ich derartige Beobachtungen machen kann, aber ich bin auch traurig, dass so wenig möglich ist, oder besser gesagt: ich trauere dem Bild der alten Mützenfalterin nach.

2 Gedanken zu „Erschöpfung Enttäuschung – Entlastung?

  1. Due Abnahme der Kraft empfinde ich auch als herausfordernd.
    Auch die Dosierung dessen, was in einen Tag passen soll oder sollte.
    Ich hoffe die Lesung war trotzdem bereichernd und hat auch etwas Energie gegeben.

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