Jetzt sind nur noch wenige Tage übrig, bis wir das Jahr endgültig verabschieden und es voll und ganz Vergangenheit geworden ist.
Ich erinnere mich daran, dass es überall hieß, man dürfe zwischen den Jahren nicht waschen. Bei meiner kleinen Recherche zu den Raunächten bin ich diesem Aberglauben auf die Spur gekommen. Tatsächlich wurden vielerorts die Häuser ausgeräuchert, um die bösen Geister zu vertreiben, unter den Umständen war es wenig sinnvoll, Wäsche aufzuhängen.
Und jetzt also April, the cruellest month laut T.S. Elliot
Der grausamste Monat war es nicht für mich. Wir waren für einige Tage nach Winterberg gefahren, aber es regnete. Es regnete wirklich die ganz Zeit durch.
Ein sehr wichtiger Austausch hat begonnen. Mit N. Darüber, wie es ist, adoptiert zu sein, seinen eigenen Ursprung nicht zu kennen. Plötzlich realisiere ich, fange an zu begreifen, wie wenig ich alles an mich herangelassen habe, wie schnell ich ein Tuch darüber gelegt habe, wie oberflächlich alles geblieben ist, bis ich schließlich selbst oberflächlich geworden bin. Ich, das ist die Maske meiner Person und mein Leben ist der beständige Versuch, diese Maske zu perfektionieren, zu verbessern, an- und abzugleichen, mich beständig an ihr abzuarbeiten. Auf einmal, durch diesen behutsamen und trotzdem sehr intensiven Austausch wird mir klar, wie sehr mich manche Bestandteile meiner Geschichte als adoptiertes Kind gesprägt haben, wie sehr sie meine eigenen Verhaltensweisen bestimmen, immer noch und bislang von mir unhinterfragt, ja sogar unbemerkt. Es kommt mir so vor, als würde ich erst jetzt zum ersten Mal hinter die Maske sehen, als würde ich erst jetzt langsam begreifen, dass ein nicht geringer Sinn im Leben darin besteht, sich selbst nicht in erster Linie zu verstehen (im Sinne von Handlungen vorauszusehen und einordnen zu können), sondern überhaupt herauszufinden, wer man eigentlich ist.
Was noch wichtig war: ein sehr guter Vortrag über Unica Zürn.
Der Kunstverein Onomato lädt mich zu einer Lesung ein.