Es hat nicht nur daran gelegen, dass die Zeit fehlte gestern, um den Februar zu rekapitulieren, es war, zumindest unbewusst, die Tatsache, dass es ein ziemlich belastender, immer noch ein wenig unwirklicher Monat gewesen ist. Jetzt also heute die Ergebnisse von gleich zwei Raunächten. Der Rückblick auf Februar und März:
Februar
Auf den Februar zurückzublicken ist viel schwieriger. Denn das ist der Monat wo die Dinge wirklich zusammengefallen sind, auf einen einzigen Tag. Die Erleichterung und Freude, der Schrecken und die Sorge.
M. in die Notaufnahme gebracht, nachdem ich gelesen habe, dass mein Verlag das neue Buch, das mit den kurzen Gesprächen, machen will. Aber das bedeutete plötzlich nichts mehr.
Demutsschule in der Notaufnahme. Eine junge Frau mit den dunklen Rändern unter den Augen, die unter Muskelschwund litt, aber ganz sachlich und beinahe lebensfroh darüber sprach, keine Spur von Selbstmitleid, nur dieser Überlebenswille, der aus jeder einzelnen Pore zu sagen schien: wie auch immer: jetzt lebe ich.
Rachel Zucker gelesen und mich wiedergefunden in den Gedanken die sie aufschreibt.
„Die Schulden abstottern. Glückseeligkeit“ Gedanken, die ich mir nicht erlaubt habe, Gedanken, gegen die ich einen Stundenplan gemacht habe.
Der Krieg in der Ukraine geht weiter, dazu das Erdbeben in der Türkei. Außen und innen scheint alles gleichermaßen bedrohlich.
Vielleicht sind wir gerade in einem großen Versehen gefangen, von dem man später sagen wird: vollkommen unverständlich, wie sie gedacht und agiert haben damals.
März
Die Angst liegt oben auf dem Nachttisch. Die Zweifel sind immer überall, wie eine zweite Haut.
Fragen, die zu neuen Fragen führen, die zu weiteren Fragen führen. So könnte es gehen. Gar nicht mal gelingen, nur einfach gehen, sich bewegen.
Besuche in der Rehaklinik. Unerwarteter Schnee. Neue Beschwerden. Neue Arzttermine.
Ich bin traurig, dass ich mich einfach nicht an mich gewöhnen kann, mich nicht mit mir und meiner Sterblichkeit aussöhnen kann.
Erkenntnisse, die ich gleich wieder vergesse: dass Schmerz nicht automatisch Leiden bedeutet, dass Schmerz ein Hinweis ist, wenn wir es schaffen ihn auszuhalten, hin zu spüren, ihn wirklich wahr zu nehmen, dass es eigentlich nie darum geht, ihn sofort weg zu machen, sondern erst einmal herauszufinden, woher er eigentlich kommt.
Ich reiße mich zusammen, so sehr, dass mein Körper langsam aber sicher daran zerbricht.
Manchmal dieses Gefühl, das Leben müsste mich erst nach und nach überwinden, dann würde sich alles beruhigen, friedvoll dahin fließen.Vielleicht geht es darum, wenn jemand auszieht, um das Fürchten zu lernen: sich unabhängig zu machen von der Angst.
Irgendwann habe ich angefangen, mich selbst einzusperren. Zunächst fühlte sich das gut an, es gab meinem Leben, meinem Tun, einen Rahmen, Sicherheit, die Möglichkeit weiter zu machen, ohne vollkommen verloren zu gehen, zu straucheln. Dann wurde die Begrenzung, dieses mich selbst einsperren und so viele Möglichkeiten auszusperren, normal. Ich bemerkte gar nicht, wie die Eingrenzung immer weiter voran schritt. Als ich es bemerkte, hatte ich längst den Anhaltspunkt verloren, ich wusste plötzlich, dass es so war, aber hatte keine Idee, warum es so weit gekommen war.
Das alles kann ich nachvollziehen.