„Es könnte auch alles anders sein.“ Höre ich dann. Oder: „Du musst nicht kämpfen, um gesehen zu werden.“ Das macht mich im ersten Moment hilflos. Warum nicht kämpfen? Oder: „Du bist jetzt krank, trotzdem bist du vollständig.“
Wie gut, wenn man daran erinnert wird. Immer wieder. Es ist ja nicht so, dass man grundlegende Dinge, heilsame Gedanken und Sätze, einmal gewinnt, sich erarbeitet, und dann stehen sie wie Pokale im Regal. Vielmehr muss ich mich immer wieder an sie erinnern, sie erneut erobern, ihnen von Neuem einen Platz in meinem Leben, in meinen Gedanken, erarbeiten. Andererseits ist es eben genau das, was mir häufig so schwer fällt; nicht zu kämpfen, sondern zu warten, auszuhalten, sich dem Moment mit all seiner Hilflosigkeit und Ohnmacht auszusetzen. Bei mir zu bleiben, statt in wilden Aktionismus zu verfallen, um nicht spüren zu müssen, was gefühlt werden muss, um weitergehen zu können.
Das Aushalten, das Atmen, das darauf vertrauen, dass es vorübergehen wird. Weder Flucht noch Kampf, auch nicht erstarren.
Atmen.
Danke. Ich lese deine Art der Korrespondenz mit dem Gelesenen so gern.